Public Money, Public Code: Digitalisierung via Open Source am Beispiel des Landkreis Harz
Mit Beginn der Covid-19-Pandemie gewann das Thema Digitalisierung in nahezu allen Bereichen an Bedeutung. Von kleinen Läden in der Innenstadt, über Krankenhäuser bis hin zu ganzen Landkreisen – viele Menschen waren auf eine zunehmende Digitalisierung angewiesen. So auch der Landkreis Harz, für welchen dieses Thema in Kombination mit ihrer Open Source-Strategie tatsächlich kein Neuland war. Aber auch hier musste sich umgestellt und der Prozess angekurbelt werden. Für Distanz-Meetings zum Beispiel benötigten u. a. der ansässige Krisenstab, aber auch die Schule eine digitale Lösung, um den Alltag am Laufen zu halten.
Die Herausforderung
Während der Pandemie standen vermehrt auch die Schulen des Landkreises Harz vor großen Herausforderungen. Diese mussten in der Vergangenheit u. a. von dem gewohnten Präsenzunterricht absehen und stattdessen auf eine Onlinevariante umsatteln.
Allerdings stand der Landkreis dahingehend vor einem weiteren Hindernis. Grund war, dass nicht alle Teile des Landkreise über eine stabile oder auch nur ausreichende Internetinfrastruktur verfügten.
Die Lösung - Jitsi und FreePBX
Aufgrund seiner Open Source-Strategie arbeitete der Landkreis bereits zuvor mit uns von initOS zusammen, um diverse Projekte umzusetzen. So wurde auch in diesem Fall beschlossen, mit initOS schnell eine geeignete Lösung zu finden.
Um den Schulbetrieb und damit auch den Unterricht aus dem Homeoffice zu ermöglichen, wurde Jitsi als Online-Konferenz-Programm (Pendant zu Skype) eingeführt. Um sich damit direkt in die Konferenzen einzuwählen, ist allerdings eine ausreichende Internetleitung notwendig.
Um dieses Hindernis zu umgehen und damit auch Personen teilnehmen zu lassen, welche über keine geeignete Internetinfrastruktur verfügten, wurden die dortigen Telefonanlagen aus der Ferne mit Jitsi verbunden. Damit wurde ein Zuschalten zu den Online-Konferenzen möglich – zwar ohne Bild, aber immerhin mit Ton.
Begriffsklärung vorab
ist ein Netzprotokoll (Session Initiation Protocol).
bezeichnet eine Bündelung der Daten an einem Gerät oder Punkt.
werden genutzt, um lokale Telefonanlagen und deren Nutzer an das Internet und ggf. moderne Clouddienste anzubinden.
ist eine webbasierte grafische Benutzeroberfläche (GUI) als Open Source-Lösung zur Verwaltung von Asterisk, einem Voice-over-IP- und Telefonserver.
Der technische Hintergrund
Durch die Verwendung eines SIP-Trunks kann die FreePBX auf nahezu jedem beliebigen Server installiert werden, der eine Internetverbindung und eine Verbindung zum Jitsi-Server hat. In diesem Fall läuft FreePBX auf dem gleichen Server wie Jitsi. Nach der Installation musste Jitsi per SIP bei FreePBX angemeldet werden und die FreePBX am SIP-Trunk.
Allerdings weiß Jitsi nicht automatisch, welche Rufnummer zu welcher Konferenz gehört. Hierfür erwartet das Programm zusätzliche Informationen vom eingehenden SIP-Anruf in den sogenannten Kopfzeilen. Diese wurden mit Hilfe von FreePBX manuell von uns hinzugefügt. Für die FreePBX-Anlage wurde ein Skript geschrieben, dass bei eingehenden Anrufen in einer Tabelle nachschlägt, ob die gewählte Nummer einer Konferenz zugeordnet ist.
Ebenfalls in der Tabelle hinterlegt sind die jeweiligen PINs (Passwörter), welche als Zugangscode zu den Konferenzen benötigt werden. Wird die PIN korrekt vom Anrufer eingegeben, so setzt FreePBX die entsprechenden SIP-Kopfzeilen und leitet den Anruf an Jitsi weiter, welches nun weiß, mit welcher Konferenz der Anruf verbunden werden soll.
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Die Anwendung im Alltag des Landkreises Harz
Die Nutzung beider Varianten (direkt via Jitsi oder indirekt über die Telefonanlagen) ist ohne weitere Downloads und Installationen möglich.
Wird Jitsi „traditionell“, also direkt über den Internetbrowser verwendet, muss lediglich der entsprechende Link aufgerufen und das zugehörige Passwort eingegeben werden. Schon befindet sich die jeweilige Person in der Online-Konferenz.
Wie bereits erwähnt, ist eine Verbindung auch über die Telefonanlage möglich. Hier muss die entsprechende Rufnummer der Konferenz gewählt werden. Daraufhin wird die anrufende Person per Sprachausgabe nach der PIN gefragt. Diese wird einfach über die Nummerntasten auf dem Telefon eingegeben und schon befindet man sich in der Konferenz.
Warum Open Source?
Sowohl Jitsi als auch FreePBX sind Open Source-Lösungen, weshalb sie genau zu der Open Source-Strategie des Landkreises Harz passen.
Die Vorteile von Open Source-Software:
Der offen zugängliche Code:
Der Code wird von den Erstellenden frei zur Verfügung gestellt. Das heißt, dieser kann eingesehen, kopiert, flexibel angepasst und anderorts verwendet werden. Voraussetzung dabei ist natürlich das notwendige Hintergrundwissen.Der transparente Datenschutz:
Im Gegensatz zu geschlossenen Peripherien/Systemen (wie z. B. Skype) ist der Umgang mit den eigenen Daten transparenter dargestellt und kann wesentlich freier angepasst werden. Damit haben Kunden die Möglichkeit, selbst über den Speicherort der erhobenen Daten zu entscheiden. In dem Fall des Landkreises Harz zum Beispiel wurde ein Server in Deutschland angemietet.
Unser Herz schlägt für Open Source. Daher hat uns die Umsetzung dieses Projektes mit dem Landkreis Harz umso mehr Freude bereitet.
Wenn auch Sie noch auf der Suche nach einem Dienstleister zur Umsetzung Ihrer Open Source-Anwendungssysteme sind kommen Sie gerne auf uns zu.
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